Frau Dr. med. Katja Linke, Allgemeinmedizinerin aus Viernheim, spricht darüber, wie sie es schafft, kurze Wartezeiten, eine hohe Servicequalität, ein breites Leistungsspektrum und eine vollumfängliche Behandlung in ihrem Praxisalltag zu gewährleisten.
Dieses Gespräch ist eine Aufzeichnung der PVS Podcast-Reihe GOÄcetera.
Moderator: Herzlich willkommen zur dritten Folge von GOÄcetera, dem Podcast der PVS, in dem es um Abrechnung und alle Dienstleistungen rund um die GOÄ geht. Wir haben heute Frau Dr. Linke zu Gast, eine Ärztin im wahrsten Sinne des Wortes aus der Praxis. Frau Linke, herzlich willkommen! Würden Sie uns und unseren Zuhörer*innen verraten, wo Sie herkommen und was Sie machen?
Linke: Vielen Dank für die freundliche Begrüßung. Mein Name ist Katja Linke. Ich habe meine Praxis in Viernheim. Das kennen die meisten Leute aus dem Radio, weil bei uns immer Stau ist. Erfreulicherweise ist bei uns in der Praxis kein Stau, zumindest normalerweise nicht. Ich arbeite hier als Hausärztin seit dem Jahr 2000.
Moderator: Kein Stau, obwohl Sie so ein breites Leistungsspektrum haben, wie ich mir habe sagen lassen. Die gesamte Facette der hausärztlichen Betreuung wird bei Ihnen angeboten und noch einige Dinge mehr. Wie kam das? Warum haben Sie sich entschieden, sich so breit aufzustellen?
Linke: Als ich mich mit dem Gedanken einer Praxisgründung getragen habe, habe ich mir überlegt: "Wie will ich denn das eigentlich machen? Was ist mir wichtig?" Das Allerwichtigste ist mir, dass wir uns Zeit für unsere Patienten nehmen. Und ich habe mir überlegt: "Wie war das denn früher so, als die Hausärzte noch mit ihrer Tasche und ihrem Koffer im wahrsten Sinne des Wortes von Haus zu Haus gegangen sind?" Die waren Ansprechpartner für alles – und ich möchte auch Ansprechpartner für alles sein, denn der Patient kann ja gar nicht entscheiden, zu welchem Arzt er geht. Das ist die ganz ureigene Funktion eines Hausarztes, dass er hier die Weichenstellung übernimmt und dann innerhalb seines Netzwerks zu den anderen Fachrichtungen überweist.
Moderator: Sie sehen sich, um im Bild zu bleiben, wirklich als die Schnittstelle. Sie nehmen dem Patienten als erstes auf und dann geht es womöglich weiter. Ich stelle mir das wahnsinnig anstrengend vor. Gibt es da manchmal auch Nachteile? Dass Sie zum Beispiel Dinge schwierig einordnen können, Abrechnung oder gibt es da auch medizinische, offene Fragen?
Linke: Wir befinden uns natürlich in einem ganz kontinuierlichen Prozess der Verbesserung unserer Abläufe und auch der persönlichen Fort- und Weiterbildung. Und das betrifft nicht nur meine Person, sondern auch das gesamte Team. Deshalb bemühen wir uns auch, auf fast alle Fragen Antworten zu haben. Bei den Fragen, wo wir keine Antworten haben, kennen wir meistens jemanden, der eine Antwort finden könnte. Sie haben schon das Thema Abrechnung angesprochen. Damit ich mich voll auf meine Patienten konzentrieren kann, gebe ich die Abrechnung in andere Hände.
Moderator: Das ist ja eine Zeitfrage, die Abrechnung in andere Hände zu geben, wie Sie sagen. Können Sie im Durchschnitt angeben, wie viel Zeit Sie da wirklich sparen?
Linke: Am Anfang unserer Praxis haben wir noch die Abrechnungen selbst gemacht. Und da haben wir sehr schnell entdeckt, dass das nicht damit getan ist, einfach nur die Rechnungen raus zu schicken. Wir mussten dann die Zahlungseingänge kontrollieren, Nachfragen von Versicherungen beantworten und dann vielleicht auch bei ganz zahlungswilligen Patienten hinterher gehen. Und ich habe festgestellt, dass ich schon damals mindestens einen Nachmittag in der Woche nur für diese Kontrollen und diese administrativen Tätigkeiten aufwenden musste. Das kann und will ich nicht leisten – deshalb leiste ich mir an dieser Stelle ein Abrechnungsdienstleister.
Moderator: Wird sich die Unterstützung durch den Abrechnungsdienstleister auch auf das Verhältnis zu Ihren Patienten aus?
Linke: Ja, selbstverständlich. Meine Patienten erwarten von mir eine professionelle medizinische Dienstleistung. Sie erwarten nicht von mir, dass ich bürokratisch administrative Tätigkeiten ausführe. Insofern ist mein Vertrauensverhältnis zwischen dem Patienten und mir allein durch die medizinische Dienstleistung bestimmt. Und meine Patienten können an der Stelle darauf vertrauen, dass mein professioneller Anspruch, mit dem ich antrete, sich auch auf die Rechnungsstellung mit allen verbundenen Tätigkeiten überträgt. Und genau deshalb gibt es einen Dienstleister, der sich ausschließlich um die Rechnungsstellung kümmert.
Moderator: So eine Honorarabrechnung ist ja durchaus Aufwand. Wir wissen, die GOÄ ist nicht ganz einfach manchmal. Was macht eine Privatabrechung eigentlich so aufwändig aus Ihrer Sicht?
Linke: Die Gebührenordnung für Ärzte ist leider auf dem Stand von 1986 und wurde irgendwann nur noch einmal umgerechnet von D-Mark in Euro. Unsere Medizin und die damit verbundenen Leistungen sind gottseidank nicht mehr auf dem Stand von 1986. Sie haben sich weiterentwickelt, und die große Herausforderung ist, diese Weiterentwicklung auch in den gegebenen Ziffern abbilden zu können. Da fordert es sehr viel Knowhow, viel Expertise und viel Rechtssicherheit an der Stelle, die richtigen Ziffern in Einsatz zu bringen. Zu jeder Ziffer gibt es zahlreiche Kommentare und juristische Einschätzungen. Das kann und will ich als Ärztin gar nicht leisten. Sie haben vorhin auf die breite Aufstellung meiner Praxis hingewiesen. Wie soll ich mich da noch um die einzelnen Bewertungen von Ziffern kümmern können? Das lege ich gerne in die Hände der Erfahreneren an dieser Stelle.
Moderator: Ist es dann auch so, dass der Patient etwas von einem Dienstleister merkt?
Linke: Zunächst merkt der Patient, dass er noch ein Formular mehr unterzeichnen muss. Das ist manchmal etwas lästig – denn die Bürokratie sorgt dafür, dass der Patient erst einmal viele Formulare unterschreiben muss. Wenn wir über diese kleine Hürde jedoch hinweg sind – und die meisten nehmen das mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis – dann sehen die meisten Patienten, dass dies ein Qualitätsmerkmal ist, weil sie sagen: "Mensch, da wird noch über die Abrechnung drüber geguckt. Da kann ich sicher sein, dass die Abrechnung auch stimmt." In meiner Wahrnehmung ist es so, dass die Patienten da sehr positiv drauf reagieren.
Moderator: Warum haben Sie sich ganz persönlich für die PVS entschieden?
Linke: Ich habe eine persönliche Empfehlung von einem ärztlichen Kollegen erhalten, den ich sehr schätze. Ein ganz wesentlicher Vorteil, den ich jedes Mal bei der Abrechnung spüre, ist, dass es eine persönliche Betreuung gibt – immer wieder die gleiche Ansprechpartnerin. Das erleichtert auf lange Sicht den Abrechnungsvorgang ganz extrem. Insofern würde ich unsere persönliche Ansprechpartnerin schon zu unserem erweiterten Team in der Praxis zählen wollen. Dies hat für mich die entscheidenden Vorteile, dass ich bei Rückfragen auch mal vor Ort nachfragen kann, dass wir uns zusammensetzen können, dass es diese Personen, mit denen ich telefoniere, auch tatsächlich gibt und dass die für mich greifbar und fassbar werden. Und damit hebt sich diese Schnittstelle zwischen Praxis und Dienstleister fast auf.
Moderator: Eine Zeit, in der das persönliche Gespräch und die persönliche Behandlung durchaus eingeschränkt war, war ja der Corona Lock-down. An vielen Stellen haben wir dort vielleicht auch die letzten Auswirkungen noch nicht hinter uns. Sie sind in ganz besonderer Weise mit Corona umgegangen. Würden Sie uns verraten, wie Sie das geregelt haben?
Linke: Wir haben in unserem Patientenumfeld einen Menschen, der ein Bauunternehmen hat, und den haben wir angesprochen. Der hat uns tatsächlich einen nagelneuen Bauwagen auf unseren Parkplatz gestellt und diesen Bauwagen haben wir als eine Art Mini-Praxis eingerichtet. In diesem Bauwagen versorgen wir alle Patienten, die in irgendeiner Form Zeichen eines grippalen Infekts haben. Denn ganz am Anfang der Diagnostik wissen wir ja noch nicht, wer hat Corona und wer nicht.
Moderator: Das klingt auch ganz so, als wenn Sie persönlich keine Angst mehr vor Corona haben, weil Sie sich gut geschützt fühlen. Habe ich das richtig raus?
Linke: Angst ist immer ein schlechter Partner. Ich habe keine Angst vor Corona, aber ich habe Respekt vor Corona. Durch unsere ISO-Zertifizierung haben wir ein Risikomanagement – auch für Pandemien. Das haben wir zwar zuletzt für die Influenza-Welle erdacht und entwickelt, aber das ist natürlich auch auf Corona-Situationen übertragbar. Insofern haben wir uns dann im Januar schon darum gekümmert ausreichend Schutzkleidung, Masken und Handschuhe vorrätig zu haben.
Moderator: Jetzt geht es ja bei ISO 9001 ja tatsächlich nicht nur um Pandemien, sondern um Qualitätsmanagement. Das ist ein ganz wichtiger Baustein – gerade im Alltag mit Selbstzahlern und Privatpatienten, die vielleicht ein anderes Niveau verlangen und gewohnt sind. Dann ist es ja aber trotzdem in der Praxis nicht ganz einfach, dieses hohe Qualitätsniveau zu erreichen. Was sind Ihre Tipps oder was sind Ihre Erfahrungen, genau dieses Qualitätsprotokoll wirklich in die Praxis zu überführen?
Linke: Viele unserer Patienten kennen die Norm und wissen, was es bedeutet, sich diesen hohen Qualitätsansprüchen und den immer wiederkehrenden Audits und Zertifizierungen zu stellen. Für uns war klar: Wenn wir es machen, dann richtig. Und deshalb kam auch die Entscheidung für diese Norm. Es hilft uns, unsere transparenten Strukturen abzubilden. Und unsere Patienten können sich auch darauf verlassen, dass wir gesetzliche Vorschriften einhalten. Das bringt noch zusätzliche Sicherheit.
Moderator: Sie selber stellen sich diesen Qualitätsmanagement, diesen Zertifikaten. Das ist schon eine ganze Menge. Wie schaltet man da einfach eigentlich ab?
Linke: Das ist eine sehr gute Frage, denn ich bin ja nicht nur Ärztin, sondern auch Ehefrau und Mutter zweier pubertierender Töchter. Das ist natürlich sehr herausfordernd. Ich habe meinen persönlichen Ausgleich im Schreiben entdeckt und habe jetzt meine Reiseerlebnisse in meinem Buch Lets go Himalaya untergebracht und nehme auch in einem nicht-Reise-möglichen Corona-Sommer meine Leser mit auf eine Reise in den Himalaya und stelle mich der Frage: Wo bitte geht’s nach Shangri-La? Mein persönliches Shangri-La habe ich gefunden, und ich ziehe mich gerne an meinen inneren Kraftort zurück. Der gibt mir neue Energie für neue Tätigkeiten in meiner Praxis.
Moderator: Wir haben heute einiges gelernt, zum Beispiel warum Qualität so wichtig ist. Wir haben gelernt, wie man gut durch die Krise kommt. Wir haben gelernt, warum das ABC für Ärzte mit G beginnt. Frau Dr. Linke, vielen Dank für das Gespräch.
Linke: Sehr, sehr gerne.
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